Ein Beitrag von Conny Metzner - DMSB Chief Scrutineer Drag Racing

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Das Driver Restraint System ist eine der wichtigsten Sicherheitseinrichtungen im Fahrzeug, weshalb ich hier mal einen Überblick über die Vorschriften und die verschiedenen Aspekte der bestimmungsgemäßen Verwendung und des korrekten Einbaus dieses Systems geben möchte.

Grundlegende Vorschriften und Regularien:

FIA Technical Regulations 10.5 (General, Sportsman und Pro, sowie Technical Drawings), und auch Artikel 253.6 Appendix J des FIA International Sporting Code. 

Je nach Klassenvorschrift ist bei Fahrzeugen, die schneller als 11,99 Sekunden  (bei Cabrios 13,99 Sekunden und schneller) die Viertelmeile fahren, ein 5-, 6-, oder 7-Punkt-Gurt als Mindest-Anforderung vorgeschrieben.

Generell gilt, dass ein Gurt System ausschließlich in seiner homologierten Konfiguration verwendet werden muss, d.h. es darf weder verändert werden, noch dürfen Teile entfernt werden. Zudem ist in erster Linie auch immer die Einbau-Anleitung des Herstellers zu beachten. Die Wirksamkeit und Langlebigkeit von Sicherheitsgurten hängt direkt von der Art und Weise ab, wie sie eingebaut, benutzt und gepflegt werden. 

Wir haben im Reglement verschiedene Spezifikationen für die Driver Restraint Systems vorgegeben und zwar die SFI Spec 16.1, 16.5 und 16.6 für Sportsman und Pro Klassen und zusätzlich noch die 16.2 für Junior Dragster. Daneben gibt es noch die FIA Norm 8853-2016 und die zum 31.12.202022 endende FIA Norm 8853/98.

Bildquelle: Schroth Safety Products

Grundsätzlich kann ich jedem empfehlen immer bei der Wahl der Gurte auf deren Verwendungs-Zeitraum zu achten. FIA-Gurte haben Ihre Gültigkeit im Herstellungsjahr und den daraffolgenden 5 Jahren (somit kann man bestensfalls 6 Saisons damit bestreiten), während die SFI-Gurte Ihre Gültigkeit nach 2 Jahren (auch der Monat ist hier beim Ablaufdatum mit angegeben) verlieren.

Selbstverständlich stellen auch die Vorgaben des Reglement immer nur eine Mindestanforderung dar, weshalb Ihr gut beraten seid, wenn Ihr diese Mindestanforderungen sogar noch übertrefft – ein 6-Punkt-Gurt mit der FIA Norm 8853-2016 ist somit für jedes Sportman-Fahrzeug, die perfekte Wahl.

Doch was genau ist eigentlich ein 6-Punkt-Gurt?

Die geforderten „Punkte“ werden durch die Befestigungspunkte der einzelnen Gurte am Rahmen bzw. Chassis spezifiziert.
Hier mal zur Veranschaulichung die Zeichnung aus den „Technical Drawings 2023“ des FIA Reglements:

Es geht aber nicht nur darum, mindestens die vorgeschriebene Anzahl an Befestigungspunkten mit dem gewählten Gurtsystem im Fahrzeug zu realisieren, sondern auch darum, dass diese Befestigungspunkte und die Gurt-Führung vorschriftsmäßig im Fahrzeug verbaut sind, damit das System auch den bestmöglichen Rückhalt im Falles eines Unfalls/Aufpralls bieten kann.

Alles Wichtige dazu findet Ihr in der Einbau-Anleitung des Herstellers, Eures gewählten Gurtsystems und im Artikel 253.6 des Appendix J der FIA, insbesondere könnt ihr dort die vorgegebenen Mindest-Maße für Verschraubungen, Verstärkungs-Platten usw. für die Befestigungspunkte nachschlagen.

Achtet bitte unbedingt auf die korrekten Winkel der Gurtführung und der Befestigungspunkte, sowie auch auf sichere und regelkonforme Befestigungs-Lösungen. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie ihr die einzelnen Gurte an den vorgeschriebenen Punkten befestigen könnt und auch hier gilt es „auf Nummer sicher“ zu gehen und die Mindestanforderungen bestenfalls zu übertreffen.

Alle Gurte müssen frei durch die Sitzschlitze verlaufen, um zu vermeiden, dass ein Gurtband die Kante des Sitzschlitzes belastet oder durch Reibung an der Kante beschädigt werden könnte. Zudem ist es ganz wichtig, dass Gurte nicht an irgendeiner Stelle anliegen oder umgelenkt werden, die im Falle eines Unfalls/Aufpralls dann nachgibt und der Gurt sich dann längt, denn in einem solchen Fall ist die Rückhalte-Wirkung nicht mehr zu 100% gewährleistet. Auf gar keinen Fall dürfen die Sicherheitsgurte an den Sitzen oder deren Halterungen befestigt werden. Dies soll sicherstellen, dass im Falle eines Versagens der Sitzverankerungen während eines Unfalls/Aufpralls, der Fahrer nicht zusammen mit dem Sitz und dem Gurt aus dem Fahrzeug herausgeschleudert wird.

Kommen wir nun zu den verschiedenen Einzelteilen des Gurtsystems, sowie den jeweils dazugehörigen Vorschriften oder Regelungen:

Lap Straps / Beckengurte:
Sie dürfen nicht über die Seiten des Sitzes, sondern müssen durch den Sitz geführt werden, um im Beckenbereich großflächig abzuliegen und dadurch größtmöglichen Rückhalt zu bieten. Zudem müssen sie in der Beuge zwischen Beckenkamm und Oberschenkel eng anliegen und dürfen nicht über dem Bauchbereich/Unterleib getragen werden. Die empfohlenen Einbauwinkel sind durch den grünen Bereich in der nachfolgenden Zeichnung „Figure 2a“ dargestellt.

Crotch Straps / Schrittgurte:
Diese müssen durch die dafür vorgesehenen Schlitze im Sitz geführt werden. Die empfohlenen Einbauwinkel sind durch den grünen Bereich in der nachfolgenden Zeichnung „Figure 2b“ dargestellt. Bei Verwendung eines 6-, 7- oder 9-Punkt-Gurtes müssen die beiden Schrittgurte jeweils an einem separaten Befestigungspunkt, mit einem Abstand von 100 – 150 mm zueinander, montiert sein.

Shoulder Straps / Schultergurte:
Der Drehpunkt der Verankerung der Schultergurte muss sich im grünen Bereich nachfolgenden Zeichnung „Figure 2c“ befinden. Der Abstand von 90 mm wird von der Innenseite der Rückenlehne bis zum Drehpunkt gemessen und der 20°-Winkel wird ermittelt, indem man die Oberkante der Schulter des Fahrers oder die Oberkante der Gurtauflagefläche des Frontal Head Restraint Device (FHR) als horizontale Bezugslinie verwendet.

Bildquelle: FIA Safety Department

Gleichzeitig müssen die Befestigungspunkte der Schultergurte symmetrisch zur vertikalen und longitudinalen Ebene, die durch die Mittellinie des Sitzes verläuft, sein. Von oben gesehen soll der Winkel zwischen den Gurten 10° bis 25° betragen; optimal wäre ein Winkel von etwa 20° – 25°. Die Gurte können sich berühren oder sogar überkreuzen, falls erforderlich.

Bildquelle: FIA Safety Department

Wichtig ist darauf zu achten, dass bei geschlaufter Befestigung der Schultergurte, diese nicht seitlich verrutschen können. Dieses Verrutschen der Gurte kann durch verschiedene Maßnahmen verhindert werden, weshalb ich hier ein Beispiel für Euch aufzeigen möchte:

Eine der professionellsten Lösungen ist mittels schraubbaren, gefrästen Halterungen:

Bildquelle: Rogue Engineering Harness Roll Bar Collar Pair

Un den Abstand zwischen den Gurten könnt Ihr auch mittels Rollcage-Padding (FIA Standard 8857-2001 oder SFI Spec 45.1) sicherstellen:

Bildquelle: Rogue Engineering Harness Roll Bar Collar Pair

Befestigungspunkte der Gurte:
Die Befestigungspunkte bzw. Verankerungen der einzelnen Gurte sind bei vielen Herstrellern frei wählbar und Ihr solltet für Euer Fahrzeug die jeweils Passenden wählen.

Die 3 häufigsten sind hier auf dem Foto dargestellt:
Wrap around, Clip in und Bolt in (von links nach rechts).

Bildquelle: https://www.randallrt.top/ProductDetail.aspx?iid=522217846&pr=88.88

Oft sind die Schultergurte „Wrap-around-Gurte“ und am Rollcage oder an einer zusätzlichen Strebe mittels Schaufung befestigt, da es sich um eine der einfachsten Befestigungen handelt.

Hier ist aber unbedingt auf die korrekte Schlaufung zu achten:

Montage mittels 3-Steg-Schieber:

Bildquelle: Schroth Safety Products

Monage mittels 2-Steg-Schieber:

Bildquelle: Schroth Safety Products

Sehr anschaulich und hilfreich zum Thema „Wrapping“ finde ich auch folgendes Video: 

Auf einen wichtigen, und viele vielleicht unbekannten, Aspekt möchte ich Euch noch hinweisen:
Schultergurte (egal ob SFI Spec. oder mit FIA Norm, die schmaler als 50mm sind,
dürfen ausschließlich in Verbindung mit einem FHR (Hans® oder Hybrid) verwendet werden!

Bei Gurten mit der FIA Norm 8853-2016 steht das auch auf dem „Identification-Label“:

Bildquelle: FIA
Bildquelle: FIA

Weitere Informationen zu den jeweiligen Gurtsystemen findet Ihr auch auf den Seiten der Hersteller oder der Vertriebspartner und dort sind oft auch anschauliche Bilder und Videos zum korrekten Einbau und der richtigen Verwendung des Systems vorhanden.

Alle Gurt-Hersteller und unter anderem die Firma Schroth, hat auf Ihrer Homepage eine wirklich tolle und umfangreiche PDF-Datei, die (fast) alle Fragen zum Thema Gurtsystem beantwortet.

Siehe z.B. „Installation and Operating Instructions for Racing Harnesses“ von Schroth Safety Products.

Das Thema Driver Restraint ist wirklich sehr umfangreich und überaus sicherheitsrelevant, weswegen ich hoffe, ich konnte diesen Beitrag für Euch informativ und hilfreich gestalten. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinem TK-Kollegen Dennis Boch bedanken, der viele Inhalte im Vorfeld eruiert und mich unterstützt hat.

Solltet Ihr weitere Fragen, nicht nur hinsichtlich des Driver Restraint System, haben, so dürft Ihr Euch natürlich jederzeit an mich oder meine TK-Kollegen wenden.

Eure Conny Metzner

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A report from Conny Metzner - DMSB Chief Scrutineer Drag Racing

The Driver Restraint System is one of the most important safety devices in the racecar, therefore I would like to give an overview of the regulations and the various aspects of the intended use and correct installation of this system.

Basic rules and regulations:

FIA Technical Regulations 10.5 (General, Sportsman und Pro, and Technical Drawings), and also Article 253.6 Appendix J of the
 FIA International Sporting Code

Depending on class rules, a 5-, 6-, or 7-point seat belt is the minimum requirement for vehicles driving faster than 11.99 seconds (13.99 seconds or faster for convertibles) on the quarter mile.

In general, the Driver Restraint System must be used exclusivey in its homologated configuration, i.e. it may not be modified, nor may any parts be removed. In addition, the manufacturer’s installation insutructions must always be followed in the first instance. The effectiveness and longevity of seat belts is directly related to the way they are installed, used and maintained.

In the regulations, we have given different specifications for the Driver Restraint Systems, namely the SFI Spec. 16.1, 16.5 and 16.6 for Sportsman and Pro classes and additionally the 16.2 for Junior Dragsters. In addtion, there is the FIA Standard 8853-2016 and the FIA Standrad 8853/98, which ends on December 31st, 2022. 

Image Source: Schroth Safety Products

Basically I recommend everyone to always choose a harness according to its period of use. FIA harnesses are valid for the year of manufacture and the following 5 years (so you can use them for 6 seasons at best), while SFI harnesses lose their validity after 2 years (the month is also specified here in the expiration date).

Of course, the specifications of the regulations always represent only the minimum requirement, so you are well advised to even exceed these minimum requirements – a 6-point belt with the FIA standard 8853-2016 is always the perfect choice for every Sportsman racecar.

Grundsätzlich kann ich jedem empfehlen immer bei der Wahl der Gurte auf deren Verwendungs-Zeitraum zu achten. FIA-Gurte haben Ihre Gültigkeit im Herstellungsjahr und den daraffolgenden 5 Jahren (somit kann man bestensfalls 6 Saisons damit bestreiten), während die SFI-Gurte Ihre Gültigkeit nach 2 Jahren (auch der Monat ist hier beim Ablaufdatum mit angegeben) verlieren.

Selbstverständlich stellen auch die Vorgaben des Reglement immer nur eine Mindestanforderung dar, weshalb Ihr gut beraten seid, wenn Ihr diese Mindestanforderungen sogar noch übertrefft – ein 6-Punkt-Gurt mit der FIA Norm 8853-2016 ist somit für jedes Sportman-Fahrzeug, die perfekte Wahl.

But what exactly is a 6-point belt?
The required „points“ are specified by the attachement points of the individual belts on the frame or chassis. Here you can see the drawing from the „Technical Drawings 2023“ of the FIA regulations:

However, it is not only a question of realizing at least the prescribed number of attachment points with the selected belt system in the racecar, but these attachment points and the belt routing must be installed in the racecar in accordance with the regulations so that the system can provide the best possible restraint in the event of an accident/impact.

You will find all the important information in the manufacturer’s installation instructions for your chosen belt system and in Article 253.6 of Appendix J of the FIA, in particular you can look up the specified minimum dimensions for bolts, reinforcement plates, etc. for the attachment points.

Please make sure that the angles of the belt routing and the attachment points are correct, and that the attachment solutions are safe and in compliance with the rules. There are many different ways of attaching the individual belts to the prescribed points, and here it is also important to „play it safe“ and at best exceed the minimum requirements. All belts must run freely through the seat slots to avoid the possibility of a belt straining the edge of the seat slot or being damaged by friction on the edge.

In addition, it is very important that belts do not rest against or be redirected at any point which then gives way in the event of an accident/impact and then the belt becomed elongated, because in this case the restraint effect is no longer 100% guaranteed. Under no circumstances should the seat belts be fastened to the seats or the seat mountings. This is to ensure that in the event of failure of the seat anchorages during an accident/impact, the driver is not ejected together with the seat and the belt.

Now let’s move on to the various individual parts of the harness system, as well as the rules or regulations that pertain to each:

Lap Straps / Pevic Harness:
They should not be routed over the sides of the seat, but must be routed through the seat, in order to lie over a large area in the pelvic region and thus provide the greatest possible restraint. In addition, they must fit tight in the bend between the iliac crest and the thigh and must not be worn over the abdominical area/lower abdomen. The recommended installation angles are shown by the green area in the folloing drawing „Figure 2a“.

Crotch straps:
These must be routed through the slots provided in the seat. The recommended installation angles are shown by the green area in the following drawing „Figure 2b“. When using a 6-, 7-, or 9-point belt, each of the two crotch belts must be mounted at a seperate attachment point, 100 to 150 mm apart from each other.

Shoulder Straps:
The pivot point of the anchorage of the shoulder straps must be in the green area following drawing „Figure 2c“. The distance of 90 mm is measured from the inside of the seatback to the pivot point and the 20° angle is determined by using the top edge of the driver’s shoulder or the top edge of the belt support surface of the Frontal Head Restraint Device (FHR) as a horizontal reference line.

Image Source: FIA Safety Department

At the same time, the shoulder harness attachment points must be symmetrical about the vertical and longitudinal plane passing through the centerline of the seat. Viewed from above, the angle between the straps should be 10° to 25°; an angle of about 20° – 25° would be optimal. The belts can touch or even cross each other if necessary.

Image Source: FIA Safety Department

It is important to ensure that the shoulder straps cannot slide laterally when they are looped. This sliding of the belts can be prevented by different measures and I would like to show you an example here:

One of the most professional solutions is with screwable, milled clamps:

Image Source: Rogue Engineering Harness Roll Bar Collar Pair

And you can also ensure the distance between the belts using rollcage padding (FIA Standard 8857-2001 or SFI Spec 45.1):

Image Source: Rogue Engineering Harness Roll Bar Collar Pair

Attachment points of the belts:
The attachment points or anchorages of the individual belts are freely selectable with many manufacturers and you should choose the most suitable for your racecar.

The 3 most common are shown in the following image: 
Wrap around, Clin in and Bolt in (from left to right)

Image Source: https://www.randallrt.top/ProductDetail.aspx?iid=522217846&pr=88.88

Very often the shoulder straps are „wrap-around straps“ and attached to the rollcage or to an additional bar or brace by wrapping, as this is one of the simplest attachments.

Wrapping with the 3-bar slider:

Image Source: Schroth Safety Products

Wrapping with the 2-bar slider:

Bildquelle: Schroth Safety Products

On the subject of „wrapping“ the following viedeo is very descriptive and helpful:

I would like to point out an important, and for many perhaps unknown, aspect:
Shoulder harnesses (no matter if SFI Spec. or with FIA Homologation) which are narrower than 50mm,
may only be used in combination with a FHR (HANS®  or Hybrid)!

For harnesses with the FIA Standard 8853-2016, this is also written on the „Identification Label“:

Bildquelle: FIA
Bildquelle: FIA

More information on the respective belt systems can usually be found on the pages of the manufacturers or distributors and there are often also descriptive pictures and videos for correct installation and proper use of the system available.

All belt manufacturers and among others the company Schroth Safety Products, has on their homepage a really great and extensive PDF-File, which answers (almost) all questions on the subject of Driver Restraint Systems.

For instance check out the „Installation and Operating Instructions for Racing Harnesses“ from Schroth Safety Products.

The topic Driver Restraint is really very extensive and extremely safety relevant, so I hope I could make this article informative and helpful for you. At his point I would also like to thank my scrutineer colleague Dennis Boch, who researched a lot of content in advance and supported me.

If you have any further questions, not only regarding the Driver Restraint System, please feel free to contact me or my scrutineer colleagues at any time.

Your Conny Metzner

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